Sie definieren die „Marktmeinung“ der Bank Austria undentscheiden, wie Kundengelder in der Vermögensverwaltungangelegt werden: Wir haben Oliver Prinz und seinem Team eineWoche lang über die Schulter geblickt.
VON FLORIAN STREB
Ronald Hübler, Clemens Aschenbrenner und Oliver Prinz sind Mitglieder des Investmentkomitees.
Montag
Wie ist die Stimmung?
Oliver Prinz’ Computer klingelt: ein Videoanruf. Aus demBildschirm winkt ein Fondsmanager. Er erläutert Prinz, wie er aufdie jüngsten Entwicklungen der Finanzmärkte reagiert. „SolcheGespräche stehen für uns regelmäßig auf dem Programm“,berichtet Prinz: Volkswirte, Analysten und Fondsmanagerbetrachten die Finanzmärkte aus verschiedensten Perspektiven.Ihre Meinung berücksichtigt die Bank Austria, um zu einereigenen Markteinschätzung zu kommen. „Research ist unserTagesgeschäft“, meint Prinz. Neben dem Austausch mitFachleuten bedeutet das vor allem, Zahlen zu studieren: Mitspezieller Software analysiert das Team unter anderemFundamentaldaten, Kennzahlen und auch die Stimmung an denBörsen.
Dienstag
Tag der Entscheidung.
In den letzten Wochen hat es sich schon abgezeichnet, aber nachden jüngsten Analysen ist Clemens Aschenbrenner sicher: DerAktienanteil in den Kundendepots sollte gesenkt werden. Ob dasseine Kollegen genauso sehen? Am Nachmittag steht dasallwöchentliche Treffen des Investmentkomitees auf demProgramm — hier fallen die Entscheidungen. Gut vorbereitet undmit Unterlagen ausgerüstet geht es ins Meeting. „Oft heißt esnach ein, zwei Stunden Beratung: Alles bleibt, wie es ist“,berichtet Aschenbrenner. „Schließlich verfolgen wir einenlangfristigen Investmentansatz.“ Aber heute bleibt nicht allesbeim Alten: Nach ausführlichem Abwägen beschließt dassiebenköpfige Komitee, den empfohlenen Aktienanteil von„übergewichtet“ auf „neutral“ zu ändern — zum ersten Mal seit2012. „Die nächsten Arbeitstage werden lang werden“, ahnenPrinz, Aschenbrenner und Co.
Mittwoch
40.000 Orders.
Rund 4.000 Kunden setzen derzeit auf dasVermögensManagement 5Invest. Wenn pro Kunde zehn Fondsumzuschichten sind, bedeutet das, dass nun 40.000Transaktionen getätigt werden müssen. „Nicht einzeln, wir habendafür schon effiziente Tools“, beruhigt Oliver Prinz. „Abertrotzdem muss jetzt jeder mit anpacken.“ Zuerst wirdausgerechnet, was die Entscheidung für die genaueZusammensetzung der Musterportfolios bedeutet. Von diesengibt es über ein Dutzend. Dazu kommen individuelle Mandatevon Kunden mit besonders hohem Volumen und zwei Dachfonds,die das Team managt. „Erst simulieren wir die neueZusammensetzung, dann werden die Musterportfolios richtigbeordert“, beschreibt Clemens Aschenbrenner, was er nunmacht. „Danach wird jedes einzelne Portfolio nachgezogen.“Morgen werden die meisten Orders getätigt sein, spätestensAnfang nächster Woche ist dann jedes Portfolio auf dem Soll-Stand. „Andere Privatbanken brauchen mehrere Wochen dafür.“
Gleichzeitig gilt es, die neue Situation an die Berater zukommunizieren: „Schließlich sollten auch die UNIVERSEXKLUSIV Kunden ihre Depots entsprechend anpassen. FürResearch und Analysen ist heute keine Zeit — Gespräche mit denFondspartnern stehen trotzdem auf dem Programm: „Wenn wiraus einem Fonds hundert Millionen Euro abziehen, will dieInvestmentgesellschaft natürlich wissen, warum wir das tun.“
Donnerstag
Auswärtsspiel.
Während die Kollegen im Büro noch an der Umschichtung arbei-ten, hat Ronald Hübler heute zwei Termine bei Kunden auf sei-nem Kalender stehen — die lässt er natürlich nicht sitzen. „Ich binoft als Experte mit unseren Betreuern mit, das macht ungefährein Viertel meiner Arbeit aus.“ Bei Kunden am anderen Ende desLandes schaltet er sich oft per Telefonkonferenz zu, vereinzeltreist Hübler aber auch persönlich nach Tirol oder Kärnten. „Es istwichtig, dass unsere Kunden sehen, wer ihr Geld verwaltet.“ Beieinem Kundenevent am Abend ist Oliver Prinz’ Expertise gefragt:Von ihm erfahren die Gäste aus erster Hand die Gründe für dieEntscheidung des Investmentkomitees.
Freitag
Punkten mit Service.
Heute heißt es tippen: Zu den Aufgaben der Vermögensmanagergehört nämlich auch, Quartalsrückblicke, Performanceberichteund Bausteine für den Newsletter zu erstellen. „Die Kommunika-tion ist in den vergangenen Jahren viel intensiver geworden“, be-richtet Prinz. „Wir versuchen, unsere Kunden und Kollegen durcheine Vielzahl an Publikationen so gut wie möglich informiert zuhalten.“ Das gelingt: Die Abteilung hat sogar einen bankinternenPreis gewonnen, weil sie besonders serviceorientiert arbeitet.„Ich glaube auf die Kundenzufriedenheit und unsere Perfor-mance können wir schon stolz sein“, meint Prinz, fügt aber hin-zu: „Das heißt nicht, dass wir restlos zufrieden sind: Es geht im-mer noch besser.“
Dieser Artikel isterstmals inAusgabe 3/2017der perspektivenerschienen.
9 KÖPFE, 2 MILLIARDEN
Das Team um Oliver Prinz, das für denInvestmentprozess und die Marktmei-nung verantwortlich ist, besteht aus neunPersonen, gruppiert in Spezialisten fürAktien, Anleihen und alternative Veranla-gungen. Auf ihre Analysen vertraut nichtnur das Private Banking, sondern auchder Rest der Bank Austria. Insgesamt be-treuen Prinz und seine Kollegen 2 Milliar-den Euro Kundenvermögen – Tendenzsteigend.