Multi-Asset-Fonds sind nicht nur ein hervorragender Einstieg in die aktiveGeldanlage, sondern sorgen mit ihrer Income-Komponente auch für regelmäßigeErträge – und die werden für Anleger immer wichtiger, wie Jakob Tanzmeister,Client Portfolio Manager in der Multi-Asset Solutions Gruppe bei J.P. MorganAsset Management, erklärt.
VON JULIA THIEM
Wie wichtig sind regelmäßige Erträge als Bestandteil derGesamtrendite?
Jakob Tanzmeister: Traditionell haben Anleger ihre Portfolios aufAnleihen und Aktien aufgeteilt. Vom Anleiheanteil wurden stabileErträge und ein gewisses Maß an Sicherheit erwartet. DerAktienanteil sollte für Wachstum sorgen, weshalb auch die etwasgrößeren Schwankungen akzeptiert wurden. Doch heute sindweder die über Anleihen generierbaren Erträge noch das zurSteigerung der Aktienerträge vorhandene Wirtschaftswachstumhoch genug, um die Renditeziele vieler Anleger zu realisieren.Dagegen bieten die Aktienmärkte inzwischen überraschendstabile Cashflow-Renditen, wenn man die Kombination vonAktienrückkäufen und Dividenden betrachtet. In den nächstenzehn bis 15 Jahren erwarten wir, dass rund zwei Drittel derAktienrenditen aus Dividenden und Aktienrückkäufen stammenwerden, da die Unternehmen eifrig Liquiditätsüberschüsse an dieAktionäre zurückgeben, um die Eigenkapitalrendite auf einemhohen Niveau zu halten. Sie sehen, Erträge sind zu einemwichtigen Bestandteil der Gesamtrendite geworden und werdenes auch in den nächsten Jahren bleiben.
Welche Anlageklassen sind derzeit die stärksten „Income-Garanten“?
Hierfür ist ein Blick auf das weltweite Wirtschaftswachstumwichtig, von dem wir glauben, dass es auch weiterhin eingesundes Tempo zeigen wird, sich jedoch im Verlauf des nächstenJahres auf das Trendniveau abbremsen dürfte. Deshalb halten wiran einem risikoorientierten, aktienfreundlichen Ausblick fest undhaben entsprechend unser regional diversifiziertesAktienengagement beibehalten. Ausgebaut haben wir außerdemunsere Aktienpositionen in Europa und den Schwellenländern.Unseres Erachtens sind die relativen Bewertungen dort attraktivund die Fundamentaldaten solide, was die derzeit ansehnlichenDividenden stützt. Wir behalten unsere signifikante Allokation inHochzinsanleihen bei, diversifizieren aber weiter unserKreditengagement über eine Allokation inSchwellenmarktanleihen. Unsere opportunistischen Engagementsin Hybridanleihen und hypothekenbesicherten Anleihen bleibenbestehen, da sie weiterhin zur Diversifizierung unserer übrigenAnleiheengagements beitragen.
Die große Mehrheit der Sparer ist angesichts der niedrigenZinsen unzufrieden, viele haben aber Angst vor Verlusten undSchwankungen am Kapitalmarkt. Können Multi-Asset-Produkte dazu beitragen, dieses Dilemma zu lösen?
Flexible, aktiv verwaltete Mischfonds, die verschiedeneertragsstarke Anlageklassen miteinander kombinieren, bieteneine gute Gelegenheit für Sparer, die gerne den Schritt zur aktivenGeldanlage gehen möchten, sich aber bisher nicht so recht an dieMaterie herantrauen. Denn solche Fonds bauen auch fürAnlageeinsteiger eine bequeme Brücke zum Kapitalmarkt. Sienehmen ihnen die „Arbeit“ der Geldanlage ab und ermöglichenschon mit kleinen Beträgen eine breit gestreute, transparenteLösung.
Und wie kommt die Income-Komponente, also die
regelmäßigen Erträge, bei Multi-Asset-Fonds zum Tragen?
sichtbar machen, was das Vermögen erwirtschaftet? Für dieregelmäßigen Ertragsströme innerhalb der Multi-Asset-FondsWer freut sich nicht, wenn Ausschüttungen auf dem Konto sorgendie Aktien und Anleihen mit ihren Dividenden und Kupons. DieFonds bündeln diese Erträge und schütten sie zu festgelegtenZeitpunkten an die Anleger aus. Ein weiterer Vorteil von„Income“ — direkt aus dem Englischen übersetzt heißt es ja auch„Einkommen“ — ist, dass diese Ausschüttungen unabhängig vomaktuellen Kapitalmarktumfeld erfolgen. Somit wirken sie wie ein„Puffer“, und eventuellen Marktschwankungen kann man gleichviel gelassener entgegensehen.
Wann macht ein Engagement in ertragsorientierte Multi-Asset-Lösungen aus Anlegersicht Sinn?
Viele Anleger denken, dass ausschüttungsorientierte Fonds eheretwas für Anleger sind, die ein Zusatzeinkommen benötigen.Sicherlich, für Anleger in der Auszahlphase, also beispielsweiseAnleger im Ruhestand, eignen sich regelmäßige Erträgehervorragend, um sich etwas mehr gönnen zu können. Aber auchfür Anleger in anderen Lebenssituationen kann eine Income-Strategie Sinn ergeben. Wer sich beispielsweise imVermögensaufbau befindet, kann die regelmäßigen Erträgewieder anlegen lassen und so stark vom Zinseszinseffektprofitieren. Auch in einer Phase, in der man vermehrt Geldanlegen möchte, kann eine solche Strategie attraktiv sein.
Warum sollte man sich gerade jetzt in diesem Anlagesegmentengagieren?
Wir sind überzeugt, dass die Suche nach Ertrag für viele Anlegerauch weiterhin ein zentrales Thema bleibt. Denn selbst wenn dieZinsen wieder stufenweise steigen, werden sie nicht die Niveauserreichen, die Anleger in der Vergangenheit gewohnt waren.Deshalb ist es auch weiterhin essenziell, auf diversifizierteErtragsquellen zu setzen
Jakob Tanzmeister ist seit2007 bei J.P. Morgan AssetManagement tätig, aktuellim Multi-Asset SolutionsTeam in London. Er hat ei-nen Magister in CorporateFinance and InternationalBusiness und ist CharteredFinancial Analyst.
„Erträge sind zu einem wichtigenBestandteil der Gesamtrendite gewordenund werden es auch in den nächsten Jahrenbleiben.“
Alois Anrainer hat lange von regelmäßigen Erträgen geträumt –und diese schließlich an unerwarteter Stelle gefunden.
Für einen kleinen Familienbetriebwie meinen gibt es gute undschlechte Tage, Monate, Jahre. Ein-mal bleibt mehr Geld im Börserl, ein-mal weniger – ich habe gelernt, da-mit zu leben. Aber während das Le-ben als Unternehmer viele Vorzügehat, habe ich doch immer jene be-neidet, die ein konstantes Einkom-men haben, das Monat für Monat aufdem Konto landet. Wer hätte ge-dacht, dass ich nun ausgerechnet aufden Wertpapiermärkten etwas vondieser Konstanz finde, die ich mir im-
mer gewünscht habe? Natürlichschwanken die Kurse, keine Frage.Aber wenn man eine Vielzahl anetablierten Unternehmen in einenTopf wirft, die seit Jahrzehnten ver-lässlich ihre Anleihen bedienenund regelmäßig Gewinne aus-schütten, sollte man die Wogen anden Börsen nicht überbewerten.Während aller Aufs und Abs habeich meine Mitarbeiter und Gläubi-ger stets pünktlich bezahlt. Nungenieße ich es, einmal auf der an-deren Seite zu stehen.