Weltrekord: 2012 wurde dieserLeica-Prototyp um 2,16Millionen Euro verkauft und istdamit bis heute die wertvollsteKamera der Welt.
„Alte Kameras wollen auchverwendet werden“
Viele Fotoapparate werden teuer gekauft und noch teurerverkauft. Wer den Kameras selbst nichts abgewinnen kann, solleaber doch lieber bei Aktien bleiben, meint Fachmann PeterCoeln.
VON UDO SCHIMANOFSKY
WERT & SCHÖN
Lohnt es sich, in Fotoapparate zu investieren?
Peter Coeln: Da muss man aufpassen. Wenn Kameras nur alsWertanlage gesehen werden, kann das ziemlich schiefgehen. Eingewisser Bezug zu den Objekten sollte gewährleistet sein. Wer mitGefühl und Interesse in Top-Apparate investiert, kann auch beimWeiterverkauf gute Gewinne einfahren. Es muss Leidenschaftdahinter stehen, nicht Spekulation — dann funktioniert es auch.Wenn es nur um Wertsteigerung geht, sollte man lieber mitAktien handeln.
Wenn es mich nun aber doch zu Kameras zieht, was sind dieersten Schritte?
Zuerst muss man sich überlegen, wofür konkret man sichinteressiert. Die Geschichte der Fotografie beginnt um 1840 undumspannt verschiedene Epochen. Abgesehen von fachlicherBeratung sind bei den ersten Anschaffungen Auktionen ein guter
Einstieg: Immerhin kann man sich als Käufersicher sein, dass jemand anderer zumindest fastgenauso viel für einen Apparat gezahlt hätte.
Wie viel wird denn für Kameras ausgegeben?
Als ich angefangen habe, mich dafür zuinteressieren, waren 100.000 Schilling dasTeuerste. Mittlerweile haben wir 2012 einenseltenen Leica-Prototyp aus der O-Serie um 2,16Millionen Euro verkauft — und der Käufer wäresogar bereit gewesen, bis zu 3 Millionen dafürauszugeben. Erst vier Jahre davor wurde dieseKamera für 300.000 Euro erworben.
Bei welchen Kameras darf man denn einegute Wertentwicklung erhoffen?
Leica ist grundsätzlich ein guter Tipp — da gibtes auch viel Fachliteratur. Wer allgemein aufhohen Wiederverkaufswert aus ist, sollte beiden gegenwärtigen Entwicklungen aber eher inKameras aus der Frühzeit der Fotografieinvestieren: Holzkameras aus dem 19.Jahrhundert, aber auch frühe Nikons, Canonsund Leica-Kopien.
Darf man mit so einem wertvollen Apparatdann auch fotografieren?
Sicher. Alte Kameras sind wie Oldtimer — die wollen schon auchverwendet werden. Viele Leute, die Kameras sammeln,interessieren sich auch für Uhren und alte Autos. Das sindFunktionsgegenstände, bei denen Design und Technik immereinem Nutzen unterstellt sind. Die meisten Sammler legendeshalb Wert darauf, dass eine Kamera funktioniert, auch wennsie selbst nicht fotografieren.
Gibt es auch neue Fotoapparate, die einmal Sammlerwerthaben werden?
Bei den digitalen Modellen wird das noch dauern. Momentanliegt das Interesse im Analogbereich. Es gibt auch speziell für denSammlermarkt hergestellte Editionen. Da würde ich vorsichtigersein und nur sehr spezielle Sonderserien kaufen. Eine Kamera,die selten ist, aber tatsächlich als Gebrauchsgegenstandhergestellt wurde, ist in meinen Augen wertbeständiger.
Peter Coeln ist Sammler,Kamerahändler und Be-treiber des Auktionshaus-es WestLicht, das sich aufFotoapparate und Fo-tografien spezialisiert.
„Wer auf hohen Wiederverkaufswert ausist, sollte in Kameras aus der Frühzeitder Fotografie investieren“