Wieso bietet das Bank Austria Private Banking Fonds von elfInvestmentgesellschaften aktiv an? Und nach welchen Kriterienwerden diese Partner ausgewählt? Silvia Wanzenböck undGerald Fuchs klären auf.
VON FLORIAN STREB
Das Bank Austria Private Banking hat elf ausgewählteFondspartner. Was bedeutet das?
Silvia Wanzenböck: Unsere Berater bieten nur Fonds dieserausgewählten Fondsgesellschaften aktiv an. Diese unterliegeneiner strengen, kontinuierlichen Qualitätskontrolle und wirarbeiten eng mit ihnen zusammen. Das heißt zum Beispiel, wirhaben einen direkten Draht zu den Fondsmanagern, wir werdenals Key Client besonders rasch und umfassend informiert, unsereKunden profitieren von besseren Konditionen …
Wie wurden diese Partner ausgewählt?
Gerald Fuchs: Seit 2009 bilden wir mitunseren UniCredit-Kollegen in Italien undDeutschland ein Team. Gemeinsam habenwir erste Kriterien festgelegt, denen 22Gesellschaften entsprochen haben. Mitgenaueren Kriterien haben wir dann aufelf reduziert.
Wanzenböck: Wichtige Fragen sind zumBeispiel: Wie breit ist das Fondsangebot?Sind die Fonds kompetitiv? Wie groß sinddie Teams und welches Know-how habensie? Wichtig ist uns ein strukturierterProzess: Investmententscheidungenmüssen nachvollziehbar undwiederholbar sein und nicht nach dempersönlichen Gefühl eines Einzelnengetroffen werden.
Schränkt man sich mit dieser Auswahlnicht unnötig ein?
Wanzenböck: Mit unseren Partnernkönnen wir alle relevantenAssetkategorien gut ab-
decken — wir haben ein sehr breitesFondsangebot für alle Anlageklassen.Noch mehr Fondsauswahl brächte nicht
unbedingt bessere Entscheidungen. Je weniger Partner es sind,desto mehr wird die Partnerschaft gelebt, desto größer sind dieoben genannten Vorteile. Auch ein intensives Monitoring ist nurso möglich.
Fuchs: Natürlich blendet man damit manche Fonds aus, dievielleicht besser wären. Aber dann haben wir den zweitbestender Klasse und wissen, dass er professionell gemanagt wird. UndHighflyer, die in ihrer Vergleichsgruppe ein Jahr sehr gutabschneiden und das nächste schlecht, interessieren uns sowiesonicht. Für uns muss ein Fonds über mehrere Jahre zu den bestenseiner Klasse zählen.
Passiert es auch, dass es für einen speziellenInvestmentwunsch keinen passenden Partnerfonds gibt?
Wanzenböck: Nur in Nischen. Wenn das der Fall ist, suchen wirselbstverständlich auch ein passendes Produkt abseits unsererausgewählten Fondspartner. Für dieses Passivgeschäft haben wirüber 100 Vertriebsvereinbarungen mit anderen Gesellschaften.Aktiv werden deren Fonds aber nicht von uns angeboten.
Fuchs: Unsere ausgewählten Fondspartner haben vereinzelt auchschon für unsere Investmentanforderungen Produktemaßgeschneidert oder extra für uns eine Österreich-Zulassungeingeholt. Aber normalerweise ist alles verfügbar. Mancheunserer Partner sind in allen Assetklassen vertreten, anderehaben Spezialgebiete. Zum Beispiel ist PIMCO besonders beiAnleihen stark, Pictet bei Themen- und Branchenfonds.
Wie stellen Sie sicher, dass die ausgewählten Fondspartnernoch die richtigen sind?
Fuchs: Einmal pro Jahr gibt es ein intensives Review, das wirgemeinsam mit Mercer als unabhängiger Stelle durchführen.Mercer hat unseren Auswahl- und Reviewprozess zertifiziert undgemeinsam mit uns die Kriterien verfeinert. Auch die Partnerwerden von Mercer interviewt, ob die Zusammenarbeit für sienoch passt.
Wanzenböck: Wenn ein Jahr mit einem Partner nicht optimalläuft, kommt er auf eine Watchlist und kann gegebenenfallsausgetauscht werden. Es kann auch einen Wechsel geben, wennes gut läuft, aber ein anderer Anbieter besser zu uns passt. Wirhaben eine Art „Warteliste“, die wir genau beobachten.
Kommt es häufig zu solchen Wechseln?
Wanzenböck: Bisher gab es genau einen Wechsel: Seit Anfang2016 ist Invesco neu in der Liste. Der Partner, der dafür aus derListe gefallen ist, hat zwar gute Produkte, verfolgt aber mit alleneine ähnliche Investmentstrategie. Invesco hat mehrere Teamsmit sehr unterschiedlichen Investmentansätzen, welche für unseine interessantere Auswahl darstellen.
Wer entscheidet, wer ausgewählter Fondspartner bleibt oderwird?
Fuchs: Die formale Entscheidung fällt in Mailand, aber immer aufBasis der Entscheidungsgrundlagen, die wir als Fondsselektions-Team erarbeiten. Wir wiederum fragen auch unsere Berater,welche Erfahrungen sie mit welcher Investmentgesellschaftmachen und welche sie gerne dabeihätten. Sie wissen schließlicham besten, welche Produkte sie benötigen, um die Bedürfnisseder Kunden zu erfüllen.
Gerald Fuchs und SilviaWanzenböck sind Teil desinternationalen Fondsre-search-Teams.
„Noch mehr Fondsauswahl brächte nichtunbedingt bessere Entscheidungen“
SILVIA WANZENBÖCK
Dieser Artikel isterstmals inAusgabe 2/2017der perspektivenerschienen.
PRAKTISCH
Marianne Mach fand die Einschränkung auf elfFondspartner seltsam – bis sie Parallelen zu ihremeigenen Gastronomiebetrieb erkannte.
Am Anfang war ich etwas verwun-dert, warum das Bank Austria Pri-vate Banking sehr viele Fonds,auch gut performende, von vorn-herein ausschließt. Aber in Wirk-lichkeit machen wir in unseremHotel nichts anderes. Natürlichkönnten wir immer, wenn wir neueHandtücher brauchen, das Internetnach einem günstigen Angebotdurchforsten. Oder jede Wocheschauen, wo die Schnitzel und die
Zwiebeln für das Restaurant geradeam billigsten sind. Stattdessen be-stellen wir bei unseren ausgewähltenLieferanten: Das bringt uns bewährteQualität, verlässliche Zustellung undandere Vorteile – wenn es zum Bei-spiel nur wenig erstklassigen Spargelauf dem Markt gibt, reserviert unsunser Gemüsehändler gleich etwasdavon. Das ist eine Win-win-Situati-on. Warum sollte bei Wertpapierenetwas anderes gelten?